Sieh auf GitHub!

Methodik Design Radar

Die Methodik ist eine schöne und spielerische Art sich mit Designobjekten und der Suche nach Tendenzen und Strömungen zu beschäftigen. Den Anfang macht die Suche nach den Objekten. Dies kann in der Regel alles sein. Jedoch ist es einfacher, sich anfangs auf Produktdesign zu beschränken, da sich hierbei der Großteil aller Funktionen eines Objektes von einem Foto aus erschließen lässt. Anders als es beispielsweise bei Software oder Web Design wäre, wo ein Großteil der Funktionen, erst durch Interaktion mit dem Objekt (in diesem Falle Applikation oder Website) begriffen werden kann.

Das Objekt

Vier Objekte in der InDesign Vorlage Vier Objekte in der InDesign Vorlage


Das Objekt wird mit einem Bild und einigen wenigen Parametern beschrieben. Die Parameter enthalten die Informationen Name, Designer, Erscheinungsjahr, Quelle und einen Freitext. Hierzu dient momentan ein InDesign-Dokument als Vorlage um die Objekte zu katalogisieren und in eine einheitliche Form zu bringen.

Ist eine kritische Masse erreicht, druckt man die gesammelten Objekte aus, verteilt sie auf einer grossen Fläche und beginnt mit der Suche nach Ähnlichkeiten, die einen Cluster bilden könnten.

Der Cluster

Der Cluster „Metafarbe“ von Ferdinand Pechmann Der Cluster „Metafarbe“ von Ferdinand Pechmann


Der Cluster soll in seiner vollendeten Form eine Tendenz, oder Strömung im Design repräsentieren. Zu erst jedoch dient er uns als Sammlung von Objekten mit augenscheinlichen Ähnlichkeiten. Auch hier gilt es eine kritische Masse an Objekten in dieser Sammlung zu haben, ehe man anfängt sich eine Definition des Clusters zu überlegen. Die Vorlage für den Cluster verlangt eine strukturierte Beschreibung, die durch ihre Strenge dem Nutzer hilft, das Cluster besser kennenzulernen, zu überdenken und zu definieren. Unter den Punkten Merkmal, Konzept, Methode und Kritik finden sich 15 Unterpunkte, die der genauen Beschreibung des Designphänomens, das dieser Cluster präsentiert, dienen soll.

Der Prozess der Cluster Bildung ist ein fließender. Die Interaktion mit den Objekten, wie sortieren, arrangieren und erneut betrachten, ist inspirierend, unterhaltsam und kurzweilig. Die Ausformulierung der Beschreibung ist hingegen schwieriger und verlangt eine genaue Betrachtung und Hinterfragung der Objekte und des Clusters. Aber hier kommt die Kommunikation und Kollaboration mit den Kollegen ins Spiel und zeigt Ihre Stärke. Die entstehenden Diskussionen, sind motivierend und sorgen für ein regelmäßiges Auftauchen aus dem eigenen Tunnelblick, das der Formulierung des Designphänomens letztendlich zu Gute kommt. Ebenso ist es schön, in den Objekten eines Kollegen eines zu entdecken, welches perfekt in den eigenen Cluster passt.


Werkzeug Design Radar

Das Werkzeug basiert derzeit auf einer Wordpress Installation, was durchaus ein guter Anfang ist, jedoch auf lange Sicht, mehr Nach-, als Vorteile mit sich bringt. Wordpress eignet sich gut zum Befüllen einer Datenbank mit Designobjekten, die Vorkonfektioniertheit des Wordpress Frameworks schränkt aber die kreative Umsetzung von Werkzeugen, wie dem Design Radar, stark ein. Jegliche Interaktion fühlt sich sehr bloggig an.

Die Eingabe

Was anfangs etwas verwirrt, ist der Umstand, dass der User eigentlich im Front End arbeiten soll. Die Entscheidung ist jedoch nachvollziehbar, da das Wordpress Back End zu viele Optionen anbietet, als dass man damit schnell und einfach Objekte einpflegen könnte, und das Layout eines Wordpress Back Ends ändern möchte man eigentlich auch nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss. Deshalb wechselt der Benutzer zu erst in das Front End, wenn er sich in das Design Radar eingeloggt hat.

Der User landet auf der Objects Ansicht. Es gibt hier die Möglichkeit sich alle Objekte des Design Radars anzuschauen. An der Seite befinden sich Filter Optionen. Unter dem Menüpunkt Cluster kann sich der User alle Cluster des Design Radar anzeigen lassen und unter MyRadar kann er seine eigenen Objekte und Cluster verwalten und neu erstellen.

Objekt
Das Objekt komplett abgebildet Das Objekt komplett abgebildet


Die Eingabemaske verlangt eine Fülle von Parameter, die der Vollständigkeit halber im Glossar unter Objekt aufgelistet sind. Sehr Praktisch ist, dass dem Benutzer für einige Felder (u.a. Farben, Designer, Material) ein Katalog zur Verfügung steht, aus dem er schon Gelistetes auswählen kann. Dies stellt sich einem Auto-Complete-Drop-Down-Menu dar.

Input Detail - Bei der Texteingabe wird dem Benutzer ein Katalog in From eines Dropdowns zur Verfügung gestellt Input Detail - Bei der Texteingabe wird dem Benutzer ein Katalog in From eines Dropdowns zur Verfügung gestellt
Das Semantische Differenzial zur räumlich physikalischen Wirkung des Objekts Das Semantische Differenzial zur räumlich physikalischen Wirkung des Objekts


Besondere Beachtung verdienen die beiden semantischen Differenziale. Unter den Punkten Räumlich physikalische Wirkung und Assoziative Wirkung finden sich einmal 8 und einmal 16 Extrempaare, zwischen denen, mithilfe eines Schiebereglers auf einer 5er-Skala, differenziert werden kann. Unüblich, aber möglich, ist die Option keine Angaben zu machen. In diesem Fall wird das betreffende Extrempaar ausgegraut. Insgesamt kann hier der Design Radar Benutzer Angaben zu 35 Parametern machen.

Cluster
Der Cluster komplett abgebildet Der Cluster komplett abgebildet


Wenn ein neuer Cluster erstellt wurde, sind erst einmal alle Objekte in ihm enthalten (was natürlich kein gewolltes Feature ist). Das ändert sich erst, wenn andernorts ein Objekt dem Cluster hinzugefügt wurde. Das geht unter der Ansicht Objects und wird unter dem nachfolgenden Punkt beschrieben. Grob kann man den Cluster in drei Bereiche einteilen: die Objekte, den generativen Teil Auffälligkeiten und den editorial Teil. Die Objekte werden durch das ihnen eigene Bild repräsentiert, durch einen Klick darauf gelangt man zur Objektanzeige. Der Bereich Auffälligkeiten generiert sich durch die Parameter der hinzugefügten Objekte. Leider werden nur die Parameter Designer, Materialeigenschaften, Farbpalette und Assoziative Tags in Betracht gezogen. Der editorial Teil führt die Punkte auf, die schon von der InDesign Vorlage bekannt sind.

Die Verwaltung

Sehr wordpress-typisch mutet die Verwaltung der Objekte an. In einem Raster werden die Objekte durch ihre Fotos repräsentiert. Wenn der User mit der Maus über ein Objekt fährt, erhält er die Möglichkeit durch einen Klick auf den entsprechenden Knopf, das Objekt zu editieren, was soviel heißt, dass er in die vorher beschriebene Eingabemaske zurückkehrt und Parameter verändern oder vervollständigen kann. Um nach Objekten zu suchen, hat der Benutzer die Möglichkeit, diese anhand von 4 Parametern (Herstellungszeitraum, Form, Material, Tags) zu filtern. Die verbleibenden Objekte kann er dann zu einem seiner Cluster hinzufügen.

Die Ausgabe

Es gibt derzeit keine wirklich gestaltete Ausgabe aus dem Werkzeug heraus. Man kann sich alle Objekte und Cluster anschauen, allerdings unterscheidet sich diese Darstellung nicht großartig von der Eingabemaske. Der letzte Stand der Dinge ist, dass die gesammelten Erkenntnisse und Objekte des Clusters in die bereits erwähnte InDesign-Vorlage übertragen und so als Poster ausgedruckt werden.

Anders als bei der analogen Methodik ist man hier sehr allein mit seinen Objekten, Clustern und den dahinter stehenden Überlegungen. Der spielerische Aspekt geht, aufgrund der fehlenden haptischen Repräsentation der Objekte, verloren. Ein Arrangement der Objekte nach eigener Vorstellung ist in der aktuellen Konfiguration nicht möglich. Leider werden auch nicht die Vorzüge des digitalen Mediums genutzt. Beispielsweise finden die semantischen Differenziale keine Erwähnung oder Auswertung im Cluster, was hinsichtlich der Menge der dort abgefragten Parameter sehr schade ist.


Andere Ansätze

Mir liegt nichts daran, den Design Radar in seiner jetzigen Konfiguration schlecht zu reden. Das Werkzeug wurde gebaut, um einen Anfang zu haben und dieser Aufgabe wird es auch gerecht. Mittlerweile hat sich aber auch so einiges getan, in Hinblick auf Web-Technologien im Allgemeinen und Plattformen, die ähnliches tun wie der Design Radar, im Besonderen.

Dieser Abschnitt stellt einige Social Networks vor, die als Inspiration für das Redesign des Design Radars dienen.

Tumblr

Tumblr begeistert durch seine Einfachheit. Man ist schnell angemeldet und bereit digitale Fundstücke zu veröffentlichen. Als User verfügt man über Werkzeuge, die das Posten und das Verfolgen des eigenen Feeds vereinfachen. So gibt es für die drei wichtigsten mobilen Plattformen (iOS, Android und Windows Phone) Applikationen, die das eigene Dashboard auf das Smartphone, bzw. Tablet, holen und für Desktop Browser eine Bookmarklet, dass das Posten direkt von der Quelle ermöglicht.

Das Tumblr Dashboard im Desktop Browser Das Tumblr Dashboard im Desktop Browser


und in einem Mobile Browser, und in einem Mobile Browser,
Fröhliche GUI Lösung für die Auswahl der Post Art auf dem Mobile Device Fröhliche GUI Lösung für die Auswahl der Post Art auf dem Mobile Device


Übersicht über die eingenen Posts Übersicht über die eingenen Posts


Wird ein Post erstellt, hat der User die Möglichkeit, diesen zu taggen. Nach diesen Tags kann gesucht werden, einzeln, aber auch nach mehreren. Somit ist es möglich, gezielt nach Einträgen zu suchen und diese auch zu filtern.

Die Desktop Version der Website erlaubt es dem User, seinen Feed per Keyboard zu steuern, was das rebloggen und favorisieren von Posts vereinfacht und beschleunigt. Tumblr verfügt zudem über eine gut ausgebaute und dokumentierte API, die es erlaubt, selbst Applikationen zu schreiben. So kann ein Feed, sei es der eigene, der eines anderen Users oder die Suche nach einem oder mehreren Tags abgefragt werden. Das Ergebnis kann dann bspw. in eine Homepage eingebettet werden.

Pinterest

Wie auch bei Tumblr folgt man anderen Usern oder postet, repostet oder favorisiert Einträge. Was Pinterest von Tumblr in der Interaktion hauptsächlich unterscheidet, sind die Pinboards. Das sind Sammlungen von, hier Pins genannten, Einträgen. Beim Erstellen solcher Pinnwände wird nach einer Kategorie und einem Beschreibungstext gefragt. Man kann auch explizit einer bestimmten Pinnwand folgen.

Ein Pinboard zum Thema Skeuomorphism Ein Pinboard zum Thema Skeuomorphism


Der zweispaltige Feed auf im Mobile Safari Der zweispaltige Feed auf im Mobile Safari
Bei gedrücktem Pin erscheint das Interface Bei gedrücktem Pin erscheint das Interface


Eine Suche nach blauen Stühlen (aber wirklich schön ist romantic orange) Eine Suche nach blauen Stühlen (aber wirklich schön ist romantic orange)


Der Feed ist durch sein mehrspaltiges Layout wesentlich komplexer als bei Tumblr. Einerseits sorgt das für einen größeren Überblick, anderseits leidet die Übersichtlichkeit darunter sehr. Ein nettes Feature zeigt sich, wenn es zu Übertragungslatenzen kommt und die Bilder der Pins nicht schnell genug dargestellt werden können. Pinterest ersetzt sie kurzzeitig durch ein Farbfeld, dass dem Mittelwert des Fotos entspricht. Bei der Applikation für das Smartphone bekommt man ein schön gestaltetes und funktionales Menü, wenn man einen Pin gedruckt hält, welches die selben Möglichkeiten bietet, wie das Hover Menü im Desktop Browser.

Interessant ist auch, dass Pinterest sehr schnell überprüfen kann, ob schon etwas zuvor gepostet wurde. Ist das der Fall, so wird gleich nach Abschluss des Posts gezeigt, auf welchem Pinboard das Bild ebenfalls zu finden ist. So wird der User auch wieder auf neue Pinboards und User aufmerksam, denen er dann ebenfalls folgen kann und die seinen Feed noch erlebnisreicher machen.

Wie bei Tumblr, bekommt der Benutzer ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, um Pins direkt an ihrer Quelle zu erstellen, ohne zur Pinterest Seite wechseln zu müssen. In diesem Fall eine Browser-Erweiterung und natürlich die Applikationen für mobile Geräte. Dazu kommt noch, dass auf vielen Internetseiten schon ein Pinterest Button eingebaut ist, der das Pinnen, der dort veröffentlichten Inhalte zusätzlich vereinfacht. Dieses letzte Feature bietet Tumblr auch an, wird jedoch nicht nicht sooft bedient, wie das von Pinterest.

Und zu erwähnen ist noch die Suche, die wirklich sehr gute Ergebnisse liefert und anscheinend auf einer Volltext-Suche basiert, da keine Tags vergeben werden können. Bei einigen Versuchen mit mehreren Schlagworten, kamen wirklich sehr gute Ergebnisse heraus.

Poutsch

Poutsch ist der jüngste Service und bietet die Möglichkeit, sich eine Meinung einzuholen, bzw. abzugeben. Und das wirklich sehr simpel! Man meldet sich an und schon hat man einen Feed voll mit Fragen, durch die man sich durchklicken kann. Besonders auf einem mobilen Gerät funktioniert die Abgabe der eigenen Meinung sehr flüssig. Sehr schön ist es, dass man nach Beantwortung einer Frage sich sofort eine Auswertung anschauen kann, die sogar geographisch und nach Geschlecht aufgeschlüsselt ist.

Poutsch gibt ein gutes Beispiel, dass Umfragen nicht weh tun müssen und wie man die Meinungen von bis zu Tausenden erreicht. Das funktioniert durch die Einfachheit des Interfaces, und dass es immer nur eine Frage, oft mit einer dazugehörigen Mediendatei, ist.

Eine einfache Frage auf Poutsch Eine einfache Frage auf Poutsch
und die Auswertung und die Auswertung


Die Idee dahinter ist sehr gut. Eb sie sich auf lange Zeit durchsetzen wird, wird sich zeigen. Auch wenn es wirklich schön und simpel gestaltet ist, fesseln die Fragen nicht so sehr, wie die Bilder in einem Pinterest oder Tumblr Feed. Das liegt auch an der Qualität der Fragen. Die derzeit auf Poutsch gestellten, sind leider oft vom Kreationismus oder Konsum getrieben („Do you believe in God?” oder „IPhone 5s vs HTC one vs Samsung Galaxy S4?”).

Zu Testzwecken habe ich dem Netzwerk eine Frage gestellt und bin sehr gespannt, wie viele User ihre Meinung dazu abgeben.

Poutsch schafft es ausserdem seine gesamten Features in der mobilen Applikation abzubilden, was sich durch die flache Hierarchie bewerkstelligen liess.


Ein kurzes Fazit

Das Design Radar, so wie es jetzt ist, kann nicht gegen die beschriebenen Schal Networks bestehen. Es fühlt sich grob und umständlich an. Die Eingabe von Objekten ist langwierig und das verdirbt dem Benutzer schon die Lust, sich weiter mit den Objekten zu beschäftigen. Es ist zwar möglich über Kommentare mit anderen zu interagieren, das wird aber nicht genutzt. Wie schon eingangs erwähnt, erfüllt es seinen Job, eine Datenbank zu befühlen.

Tumblr und Pinterest hingegen sind gute Beispiele dafür, wie Inhalte erstellt und gepflegt werden können, wobei Poutsch zeigt, wie die Beantwortung von Fragen, beziehungsweise die Abgabe von Parametern, vereinfacht werden und sogar Spaß machen kann.

Leider kommt bei keinem der drei Beispiel eine Diskussion unter Usern auf (am ehesten noch bei Tumblr). Kollaboratives Arbeiten ist nur bei den Pinnwänden von Pinterest möglich. Jedoch muss auch beachtet werden, dass es sich bei diesen Netzwerken nicht wirklich um Werkzeuge handelt, die uns in unserer Produktivität unterstützen sollen. Es sind zwar Werkzeuge zur Trendforschung, allerdings offenbaren sie ihre Ergebnisse nur ihrem Betreiber, nicht ihrem Benutzer.

Der Design Radar soll jedoch ein Werkzeug sein, dass seinen Benutzern Erkenntnisse offenbart, was die Diskussion über Design anregt und somit ein kollaboratives Arbeiten ermöglicht. Jedoch lassen sich von den beschriebenen Netzwerken Interaktionen abschauen, die den Weg für dieses Werkzeug bereiten können.